DAPS Selbsthilfe

5. Wie wird eine Depression behandelt? - Fortsetzung

Therapie mit Arzneimitteln/Psychopharmakotherapie

Medikamente, die eine psychische - zum Beispiel stimmungsaufhellende oder beruhigende - Wirkung entfalten, nennt man Psychopharmaka. Im Fall einer Depression werden vom Arzt Medikamente verschrieben, die sich Antidepressiva nennen. Diese Medikamente wirken auf den Stoffwechsel im Zentralen Nervensystem, dem Gehirn. Sie sind in der Lage, die Menge der Botenstoffe zu normalisieren und ermöglichen so die Genesung des Erkrankten bzw. schaffen die Voraussetzung für eine Psychotherapie. Die Botenstoffe, die dabei reguliert werden, heißen Serotonin und Noradrenalin.
Antidepressiva sind keine Stimmungsaufheller oder Aufputschmittel, mit deren Hilfe man vorhandene Probleme überdecken kann. Bei einem gesunden Menschen entfalten sie keine Wirkung. Sie normalisieren lediglich den aus der Balance geratenen Stoffwechsel im Gehirn. Auch ist es wichtig zu wissen, dass bei den Antidepressiva kein Abhängigkeitsrisiko besteht.
Eine andere Medikamentengruppe sind die Benzodiazepine. Diese Medikamente werden manchmal begleitend für einige Tage bis Wochen eingesetzt, um die Angst zu lindern, die oft begleitend zur Depression auftritt. Sie lindern somit die akuten Beschwerden, haben aber keine dauerhafte antidepressive Wirkung. Da bei ihnen die Gefahr der Abhängigkeit besteht, dürfen sie nicht länger als vier Wochen eingesetzt werden. Verzögerte Wirkung (Wirklatenz) Wichtig ist weiterhin, dass Antidepressiva ihre antidepressive Wirkung nicht sofort entfalten; im Allgemeinen dauert es zwei bis drei Wochen, bis sich die Wirkung zeigt. Wer Antidepressiva nimmt, muss über diese so genannte Wirklatenz Bescheid wissen, damit er über die fehlende Wirkung in der ersten Zeit nicht enttäuscht ist. Dementsprechend ist es auch wichtig, das Medikament nicht schon nach einigen Tagen abzusetzen, weil es noch nicht die gewünschte Wirkung entfaltet. Nach Ablauf des angesprochenen Zeitraums von zwei bis drei Wochen sollte sich jedoch eine aufhellende Wirkung
einstellen. Geschieht dies nicht, so sollte der behandelnde Arzt darüber informiert werden. Nebenwirkungen Antidepressiva können wie alle Arzneimittel auch unerwünschte Effekte besitzen. Diese so genannten Nebenwirkungen treten oft zu Beginn der Behandlung auf und verringern sich im Verlaufe der Therapie oder verschwinden ganz. Sie lassen sich nicht allgemein vorhersagen, sondern treten in unterschiedlichen Formen auf. Manche Patienten klagen anfangs über Übelkeit oder Erbrechen, bei anderen kommt es zu Gewichtszunahme oder zu Verstopfung.  Wichtig ist dabei, dass der Patient das Medikament nicht eigenmächtig absetzt oder niedriger dosiert. Informieren Sie Ihren behandelnden Arzt über diese Nebenwirkungen. Wenn Nebenwirkungen nicht von selbst aufhören, besteht die Möglichkeit, diese über eine Veränderung der Dosis des Medikamentes zu reduzieren. Ebenso kann der Arzt unter Umständen ein anderes Präparat verordnen, das bei der gleichen Wirksamkeit gegen die Depression nicht diese oder eine schwächere Form dieser Nebenwirkungen hat. Nebenwirkungen sind kein unabwendbares Los, das einfach
hingenommen werden muss. Dauer der Behandlung Auch wenn ein Antidepressivum seine Wirkung entfaltet hat, ist es unerlässlich, dass der Erkrankte dieses Medikament weiterhin regelmäßig und in der verordneten Dosis einnimmt. Die regelmäßige Einnahme der Arznei stellt eine Grundvoraussetzung für die Genesung von der Depression dar. Auch nach der Besserung der Beschwerden ist eine so genannte Erhaltungstherapie notwendig, um einen Rückfall zu verhindern. Hierbei ist es normalerweise notwendig, dass über einen Zeitraum von sechs Monaten regelmäßig ein Antidepressivum eingenommen wird. Diese Erhaltungstherapie wird auch dann
empfohlen, wenn es sich um das erste Auftreten einer Depression bei dem Betroffenen handelt. Kommt es immer wieder zu depressiven oder manisch-depressiven Phasen, so ist eine dauerhafte Behandlung mit einem Antidepressivum oder mit einem Lithiumpräparat notwendig. Der Fachausdruck hierfür lautet Phasenprophylaxe.


Psychotherapie


Psychotherapie bedeutet Heilbehandlung der Seele. Heute versteht man darunter die Behandlung seelischer Erkrankungen durch Gespräche und Übungen mit dem Psychotherapeuten. Eine psychotherapeutische Behandlung dient im Fall der Depression dazu, die Gründe der Erkrankung, die nicht-körperlicher Natur sind, zu ermitteln und zu behandeln. Vereinfacht lässt sich die Psychotherapie in zwei Richtungen trennen: Verhaltenstherapeutische Ansätze und tiefenpsychologische Ansätze. Die Tiefenpsychologie versucht, die Gründe für die seelische Störung zu finden. In einem Verfahren, das unter Umständen sehr lange dauert, versucht der Therapeut, Erlebnisse im Leben des Betroffenen zu ermitteln, die zu der psychischen Erkrankung geführt haben können. Diese Erlebnisse werden meist in der frühkindlichen Entwicklung vermutet.

Die Verhaltenstherapie basiert auf den Ergebnissen der Lernforschung. Ihr Ziel ist es, dass der Erkrankte durch Gespräche, Übungen und neue Einsichten seine Verhaltensweisen, die seine Erkrankung mitverursachen erkennt, und ändert. Dabei wird die seelische Erkrankung als eine Art falsch eingeübtes Verhalten angesehen, das man durch entsprechendes Training wieder ändern kann.

Die interpersonale Psychotherapie ("IPT") ist eine relativ neue Form der Psychotherapie, die sich zwischen der tiefenpsychologischen Psychotherapie und der Verhaltenstherapie bewegt. Bei dieser Form der Psychotherapie versucht der Therapeut, Konfliktsituationen des Erkrankten zu ermitteln, die zu der Erkrankung geführt haben könnten. Dabei beschränkt er seine Suche jedoch auf zentrale Bereiche des Lebens, z.B. Trennung oder Verlust. Die Dauer der Behandlung wird, wie bei der Verhaltenstherapie, auf eine bestimmte Anzahl von Sitzungen begrenzt.